Diagnose „Diabetes mellitus”: Was heißt das?
Untersuchung und Diagnose
Wer zur Gruppe der Diabetes gefährdeten Personen zählt, sollte bei seinem Hausarzt abklären lassen, ob bereits ein Diabetes oder ein Vorstadium von Diabetes vorliegt. Neben der Blutdruckmessung und der Ermittlung von Körpergewicht und -größe, ist eine Blutentnahme zur Überprüfung der Blutzuckerwerte und der Blutfette sehr wichtig. Wird im Nüchternzustand ein Blutzuckerwert von weniger als 110 mg/dl gemessen, liegt in der Regel kein Diabetes vor. Dennoch wird allen Diabetes-gefährdeten Personen empfohlen ihren Blutzucker regelmäßig einmal pro Jahr im Rahmen der ärztlichen Vorsorgeuntersuchung kontrollieren zu lassen.
Beträgt der Blutzuckerwert mindestens 126 mg/dl, gilt ein Diabetes als sehr wahrscheinlich. Zur endgültigen Klärung wird die Blutzuckermessung an einem anderen Tag noch einmal wiederholt. Ist auch der zweite Blutzuckerwert erhöht, gilt die Diagnose Diabetes als gesichert. Zu dieser Blutuntersuchung, die in der Regel morgens durchgeführt wird, muss der Patient nüchtern erscheinen. Das heißt, mindestens 8 Stunden, besser noch 10 Stunden vor der Blutentnahme, darf weder etwas gegessen noch kalorienhaltige Getränke, Kaffee oder Tee zu sich genommen werden. Auch auf das Rauchen muss verzichtet werden.
Blutzuckerwerte zwischen 110 und 125 mg/dl gelten als grenzwertig. Hier könnte bereits ein Diabetes-Vorstadium vorliegen. Experten sprechen in diesen Fällen von einer gestörten Glukosetoleranz. Um zu prüfen, ob ein solches Diabetes-Vorstadium vorliegt, kann ein Zuckerbelastungstest [oGTT] durchgeführt werden. Nähere Informationen hierzu siehe unter Laborleistungen.
Als Diabetes mellitus (= Zuckerkrankheit) bezeichnet man Gesundheitsstörungen, bei der die Blutzuckerwerte dauerhaft zu hoch sind. Sie ist eine Stoffwechselerkrankung mit unterschiedlichen Ursachen.
Normalerweise beträgt der Blutzuckerspiegel im Nüchternzustand weniger als 100 mmg/dl und steigt nach dem Essen auf maximal 140 mg/dl an. Liegen die Blutwerte darüber, deutet vieles darauf hin, dass der Zucker nicht in ausreichendem Maße in die Körperzellen aufgenommen werden kann und somit ein Verdacht auf Diabetes besteht.
Ein zu spät erkannter oder unzureichend eingestellter Diabetes ist grundsätzlich mit dem Risiko für schwere Begleit- und Folgeerkrankungen verbunden. Es gibt zwei Typen von Diabetes:
Im Falle des Typ 1 Diabetes handelt es sich häufig um eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem im Rahmen einer Entzündungsreaktion die insulinproduzierenden Zellen (= Betazellen) der Bauchspeicheldrüse zerstört, in deren Folge dem Körper nur noch wenig bis gar kein eigenes Insulin mehr zur Verfügung steht.
Beim Typ 2 Diabetes handelt es sich um eine Störung, bei der Insulin zwar vorhanden ist, an seinem Zielort, den Zellmembranen, aber nicht richtig wirken kann – man spricht auch von einer Insulinresistenz. In den ersten Krankheitsjahren kann die Bauchspeicheldrüse dies durch die Produktion hoher Insulinmengen kompensieren. Irgendwann kann die Bauchspeicheldrüse die überhöhte Insulinproduktion aber nicht mehr aufrechterhalten. Die produzierte Insulinmenge reicht dann nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Es liegt also ein sog. relativer Insulinmangel vor und der Diabetes mellitus Typ 2 wird deutlich.
Ein Patient mit Typ-2-Diabetes produziert viel mehr körpereigenes Insulin als der Stoffwechselgesunde. Aufgrund der hohen Insulinresistenz steigt der Blutzucker dennoch an. Im späteren Verlauf kommt es über einen relativen Mangel in einigen Fällen zu einem absoluten Insulinmangel.
Wer ist gefährdet?
Vom Typ 2 Diabetes sind:
- alle Personen, die 45 Jahre oder älter sind,
- alle Personen, die jünger als 45 Jahre sind und für die mindestens eines der folgenden Kritierien zutrifft:
- Es liegt Übergewicht vor (BMI größer oder gleich 27 kg/m2);
- Ein erstgradig Verwandter (Vater, Mutter, Geschwister, Kind) hat bereits einen Typ 2 Diabetes;
- Bei Frauen: Es wurde ein Kind mit einem Geburtsgewicht von mehr als 4.000 Gramm zur Welt gebracht oder es wurde in der Vergangenheit ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt;
- Es liegt ein Bluthochdruck vor;
- Es liegt eine diabetestypische Fettstoffwechselstörung vor (HDL-Cholesterin zu niedrig, Triglyzeride zu hoch);
- Eine frühere Untersuchung hat einen grenzwertig erhöhten Nüchternblutzucker oder zu hohe Blutzuckerwerte nach dem Essen ergeben. Im letzteren Fall spricht man auch von einer gestörten Glukosetoleranz, die als Vorstufe des Typ 2 Diabetes gilt.
betroffen. Bei Normalbefunden sollte alle drei Jahre der Nüchternblutzucker erneut kontrolliert werden.
Quelle: Diabetes-Leitlinien der DDG, International Diabetes Federation, TK-Online
Diabetes in Zahlen
Der Diabetes mellitus ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen in den westlichen Industrienationen. Bei etwa 90 Prozent aller Diabetesfälle handelt es sich um einen Typ 2 Diabetes. Knapp fünf Prozent der Betroffenen sind Typ 1 Diabetiker. Darüber hinaus gibt es den Schwangerschaftsdiabetes sowie die Gruppe der sonstigen Diabetesformen.
Neben den typischen Diabeteskomplikationen an Augen, Nieren, Nerven oder Füßen haben Typ 2 Diabetiker ein besonders hohes Risiko für Schäden an Gefäßen des Herzens und Gehirns. Es ist wichtig, dem frühzeitigen Tod durch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.
Quelle: Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und DiabetesDE
Dr. med. Peter Nitsche
Facharzt für Innere Medizin
Diabetologie - Ernährungsmedizin - Sportmedizin
Diabetologie Münster
Loerstrasse 27
48143 Münster
Telefon 0251 - 510 53 53
Telefax 0251 - 510 53 27